Dienstag, 15. Januar 2008

Roland Koch Superstar

Wer wissen will, worum es Roland Koch geht, braucht nur einen Blick in den Kalender zu werfen:
Wir haben jetzt Mitte Januar 2008.
Die Hessenwahl ist am 27. Januar 2008.
Was tut also Roland Koch? Er bringt sich ins Gespräch.
Die Inhalte, die er dafür benutzt, sind weitgehend irrelevant.

Er macht das nicht zum ersten Mal. Schon vor den Hessenwahlen 1999 und 2003 hat er sich mit kontroversen Vorschlägen ins Gespräch gebracht. Auch diese stammten großenteils aus den USA. Und auch damals ist er bei dem, was er nicht durchbringen konnte, zurück gerudert. Warum auch nicht: Er hatte sein Ziel erreicht, nämlich sich nachdrücklich ins Bewusstsein der Wähler zu bringen. Roland Koch weiß, dass dies das einzige ist, worauf es bei Politikern ankommt.

Politiker sind nämlich – auch wenn sich einige von ihnen immer noch Exekutive nennen – keineswegs mehr politisch Handelnde. Sie sind Medienstars. Und genau wie bei anderen Medienstars kommt es auch bei ihnen in erster Linie darauf an, das Publikum für sich zu interessieren, im Gespräch zu sein. Dabei ist es durchaus gängige Praxis, sich auf Kosten derjenigen zu profilieren, die sich am wenigsten wehren können: Hartz IV-Empfänger, Zuwanderer, Kinder. Politiker können das. Denn anders als Schauspieler oder Sänger müssen sie dem Publikum nicht glaubhaft machen, sie wären „in Wahrheit“ lieb und nett. In der Politik ist der gesichtslose Bürokrat, der „zum Nutzen der Wirtschaft“/“des Landes“ (d.h. seiner Lobby) mit dem Taschenrechner in der Hand über menschliche Ameisen hinweg trampelt, ein Erfolgsmodell.

Politiker wie Roland Koch sind mit ihren Manipulationen erfolgreich, weil sie an menschliche Instinkte appellieren: Angst und Aggression. Wenn Angst und Aggressionen angesprochen werden, verlagern sich Entscheidungen vom Kopf in den Bauch. Und was – für einen Politiker – noch schöner ist: Mit ihrer Hilfe lassen sich ausgerechnet die Opfer jahrzehntelanger Sparpolitik zu Sündenböcken machen.

Dass das Unsinn ist, weiß Roland Koch hoffentlich selbst. Aber darauf kommt es nicht an. Es geht darum, eine Rolle zu spielen. Sich ins Gespräch zu bringen, um Wählerstimmen zu fangen. Aber auch, politisches Handeln darzustellen, um die eigene Existenz zu rechtfertigen. Ob dieses „Handeln“ ins Leere läuft, und das bei einiger Überlegung auch vorhersehbar ist, spielt keine Rolle. Politiker sind schließlich Medienstars. Wenn sie eines wissen, dann dies: Das Gedächtnis der Wähler ist kurz.


P.S. weitere Aspekte gibt's hier: Nicht mehr ganz taufrisch, aber immer noch interessant.

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