Dienstag, 18. Dezember 2007

Street Style

Street style ist im Sinne des Wortes eigentlich kein (Mode-) Stil. Es fehlt das Charakteristikum: Der Ausdruck eines bestimmten Geschmacks, Trends, Lebensstils, einer bestimmten Selbstdarstellung; etwas, das einen Street Style von anderen Street Styles oder Modetrends unterscheidbar macht. Das ist auch kein Wunder. Im Grunde ist das, was als Street Style1 oder – je nach Ort des Geschehens – Tokyo Look2, Tokyo Style3, Tokyo Street Style4, Hel(sinki) Looks5 etc. bezeichnet wird, eine mehr oder weniger beliebige Zusammenstellung von Fotografien junger Leute „auf der Straße“. Abgesehen vom Ort - „der Straße“ - und dem Umstand, dass keiner der Fotografierten über 30 ist, gibt es keinen gemeinsamen Nenner.


Die fotografierten Leute tragen alle möglichen Arten von Kleidung. Manche tragen die Kleidung, die es gerade in den Boutiquen zu kaufen gibt. Andere sind entsprechend einem der aktuellen Jugendtrends gekleidet: Als Gothic oder Sweet Lolita; schwarz im (europäischen) „Gothic Style“; in Retro-Mode, „Military-Wear“, geliehene, geschenkte oder Second Hand Kleidung usw. Trendmischungen sind häufig, vor allem mit Second Hand Kleidung; zum Teil wohl aus Geldmangel. Zum Teil stellen sie jedoch auch Anpassungen an den persönlichen Geschmack dar oder an das, was die Person über sich aussagen will. Insgesamt ist das, was da fotografiert wird, so verschieden wie die Leute, die es tragen.


Es ist aber auch so kreativ und individuell wie die Leute, die diese Kleidung tragen. Das hat zwar „vermarktungstechnisch“ den Nachteil, dass ein gemeinsamer Nenner fehlt. Es ermöglicht aber andererseits, dass Jeder etwas findet, womit er sich identifizieren und worin er sich wohl fühlen kann. Was will man mehr?


Tja, was will man mehr? Was mich an all dem stört, ist der Umstand, dass hier offenbar einige clevere Leute einen Weg gefunden haben, mit wenig Arbeit viel Geld zu verdienen. Anstatt sich z.B. erst mühevoll in der umkämpften Modeszene zu etablieren, gehen sie einfach auf die Straße und fotografieren die Entwürfe von Jugendlichen ab. Darauf pappen sie dann so etwas wie ein Label, stellen die Fotos, möglichst mit Kommentaren der Jugendlichen versehen, ins Internet – und bringen sich als Fotografen des neuesten Trends ins Gespräch. Allein bei Yahoo Suche findet man heute unter dem Schlagwort „Hel Looks“ 230.000 Erwähnungen. Wenn das keine Werbung für die Fotografen Liisa Jokinen and Sampo Karjalainen ist!


Andere generieren Traffic auf ihrer Site, indem sie Besucherinnen auffordern, ihnen Fotos ihrer „Lieblings-Outfits“ im „Street Style“ zu schicken und sie dann veröffentlichen – natürlich unter ihrem Label6. Wieder andere machen ihren Schnitt damit, dass sie die Fotos von Jugendlichen (oder jugendlichen Models) „auf der Straße“ mit den passenden Modegeschäften zusammenbringen7.


Wollen wir nun darüber spekulieren, wie viel von dem damit verdienten Geld bei den Jugendlichen „auf der Straße“ landet?


1http://www.ellegirl.de/fashion_girl/street_style
2 http://www.amazon.de/Tokyo-Look-Book-Spectacular-Sidewalk/dp/4770030614
3http://www.amazon.de/Tokyo-Style-File-Shopping-Guide/dp/477003055X/ref=sr_1_4?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1197979062&sr=1-4
4http://www.amazon.de/Tokyo-Street-Style-Fashion-Harajuku/dp/0500514038/ref=sr_1_5?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1197979062&sr=1-5
5http://www.hel-looks.com/
6http://www.ellegirl.de/fashion_girl/street_style
7http://www.style-arena.jp/index_e.htm

Keine Kommentare: