Samstag, 14. Mai 2011

Auge um Auge

Ein Mann macht einer Frau einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab. Daraufhin schüttet er ihr einen Becher Schwefelsäure ins Gesicht. 

Infolge dieses Anschlags verliert die Frau ihre Augen, "die Säure löste sie auf". Ihr Arzt sagt, sie werde bis zu ihrem Lebensende kein normales Leben führen können und immer unter ärztlicher Aufsicht stehen müssen. Ihr Leben, das Leben, das sie als gesunde junge Frau hätte führen können, endete in dem Moment, als ihr ein abgelehnter Bewerber Säure ins Gesicht schüttete.


Die geblendete Frau vor dem Anschlag; Quelle: www.tagesschau.de

Dafür will sie nicht nur Gerechtigkeit. Sie will auch, dass sich derartige Taten in Zukunft nicht wiederholen. Daher besteht sie darauf, dass dem Mann, der ihr dies angetan hat, genau dasselbe zugefügt wird: Er soll mit Säure geblendet werden. Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie im alten Testament. Und in der Scharia, dem in der Heimat der Frau geltenden Recht.

Man kann vermutlich geteilter Ansicht über eine derartige alttestamentarische oder islamische Rechtsauffassung sein. Auf der anderen Seite: Sollte ein Mann, der die Augen und das Leben einer Frau zerstört, nur weil sie ihn nicht heiraten will, mit einem Klapps auf die Finger davon kommen?

Für mich allerdings ist die Berichterstattung unserer "Ersten" mal wieder fast ebenso interessant wie das, worüber berichtet wird. Als "Rache", "Vergeltungsaktion" und "für viele im Westen ausgesprochen befremdlich" bezeichnet der Herr vom SWR in seinen Artikeln das im Rahmen der Scharia legale Recht der Frau. Es habe "bis in die frühen Morgenstunden hinein weltweite Proteste gegeben" gegen die Vollstreckung des Urteils, schreibt er, und "dass die dortige politische Führung das international stark isolierte Land durch das umstrittene Urteil nicht noch weiter ins Abseits manövrieren möchte".

Da frage ich mich doch: Schadet es dem Ansehen seines Landes tatsächlich mehr, wenn der Täter ebenso drastisch bestraft wird, wie er sein Opfer meinte bestrafen zu müssen, als wenn er für seine Tat indirekt belohnt wird, indem er eine milde Strafe bekommt?

Und ich frage mich, wie die Berichterstattung des Herrn vom SWR wohl ausgesehen hätte, wenn das Opfer ein Mann, die Täterin aber eine Frau wäre.  Ob die physische Unversehrtheit eines weiblichen Täters ihm - und denjenigen, die die "weltweite(n) Proteste" geäußert haben - wohl ein genau so beredtes Eintreten wert wäre wie er es hier zeigt?

3 Kommentare:

Ray Gratzner hat gesagt…

Liebe große Vorsitzende,

meiner Meinung nach müssen die Iraner das Problem selber lösen. Ich weiß auch nicht ob das Fernsehen in dem Thema sexistisch ist.
Aber ich finde der Mann sollte sein Leben lang für die Wiedergutmachung schwer und hart arbeiten, ob er das blind noch könnte?

Liebe Grüße Rainer

Die Große Vorsitzende hat gesagt…

Hi Ray,

das könnte er sicher nicht.

Eigentlich keine schlechte Idee: Ihn für den Rest seines Lebens für ihre Arztrechnungen und ihren Lebensunterhalt aufkommen zu lassen. Das wäre wenigstens annähernd ein Ausgleich.

LG

Grey Owl Calluna hat gesagt…

....ich denke, der Mann hat auch noch andere Körperteile.....die er nicht zum "arbeiten" braucht.....
Ich weiß, das klingt fiess. Aber ich bleibe doch gerne mal erhlich....und sage, was ich denke...
Liebe Grüße
Grey Owl