Montag, 2. Mai 2011

Futterterror

Hurra! 
Am Freitag findet ein Grillen mit den Kollegen statt! 
Mit Partnern und Kindern!


Was unsere Betriebsnudel freudestrahlend während der Arbeitszeit organisiert, ist nicht das Betriebsfest. Das Ganze findet nach der Arbeitszeit statt und alles Wesentliche wird von den Mitarbeitern beigesteuert: Den Grill bringt Kollegin A mit, um Geschirr und Besteck kümmert sich Kollegin B, Fleisch und Getränke kauft Kollege C... Und alle anderen sind ebenfalls aufgerufen, zusätzlich zu der Umlage für Fleisch und Getränke etwas beizusteuern. Kollegin D schickt eine Liste herum, in die sich alle eintragen können.

"Kein Problem", denke ich. "Wenn bei 30 Leuten plus Anhang Jede/r eine Kleinigkeit mitbringt, sollten wir mehr als genug zu essen haben."
Falsch gedacht. 
Als ich 10 Minuten, nachdem die Kollegin gegangen ist, die Liste öffne, in die wir uns eintragen sollen, stehen bereits 14 Leute darin - und 10 davon planen, entweder Brot oder Salat oder beides mitzubringen. 

Ich stelle mir zusätzlich zum Grillfleisch 10 Schüsseln Salat, Baguettes und Fladenbrote vor, ferner die 20 Brötchen, für die sich die elfte Kollegin eingetragen hat... und lege mich zögernd auf ein paar Tomaten fest. "Was die Anderen mitbringen, ist bereits mehr als genug", denke ich. "Es reicht, wenn ich eine Kleinigkeit mitbringe, um meine Bereitschaft, etwas beizutragen, zu signalisieren."
Wieder falsch gedacht.
Eine Stunde später finde ich mehrere Kolleginnen vor der Liste, in kulinarische Diskussionen vertieft. Als ich auf die Frage, was ich mitbringen werde, nur "Tomaten" antworte, herrscht einen Moment lang betretenes Schweigen. Dann fahren die Kolleginnen damit fort, einander in Schilderungen zu überbieten, welche Genüsse sie zu der Grillparty beizusteuern gedenken und wie viel Arbeit es machen wird, diese vorzubereiten. Und natürlich ist es bei dem Aufwand, den die Vorbereitungen kosten, auch nicht mit kleinen Mengen getan. Da wird gleich mit ganzen Schüsseln und Blechen geklotzt. Weil: "Es soll doch jeder mal probieren können."

Mein schüchterner Einwand, dass die geplanten Essens-Mengen bereits ohne diesen Beitrag ausreichen, um eine halbe Armee abzufüttern, stößt auf wenig Verständnis. Auch mit dem Hinweis, dass schon mehrere ähnliche Gerichte auf der Liste stehen, gewinne ich keinen Blumentopf. "Mit Pesto schmeckt das völlig anders", versichert mir eine Kollegin. Ich bin nicht überzeugt. Aber nachdem man mich wegen meiner Tomaten schon schief angesehen hat, fühle ich mich von diesem geballten kulinarischen Ehrgeiz zunehmend überfordert und ergreife kurz darauf die Flucht.

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