Dienstag, 19. April 2011

"Du trotzt!"

behauptet meine neue Kollegin, nachdem sie in den Raum gerauscht ist und sofort zu reden angefangen hat, ohne sich darum zu kümmern, ob ich ihr zuhöre, und ich nicht gleich den Bleistift habe fallen lassen, um mich um sie zu kümmern.
"Du hast was gegen mich persönlich", fährt sie fort. "Ich merk' das schon seit Freitag. Du redest nicht mehr mit mir. Du hörst mir nicht mehr zu. Die ganze Zeit hegst Du so einen untergründigen Groll...".

Gerade zwei Wochen da und schon der erste hysterische Anfall.
Ich komme mir vor wie die Männerrolle in einem 70er-Jahre-Sketch. 

Nein, ihr zurück zu spiegeln, dass sie in "Du-Botschaften" mit mir spricht, erweist sich nicht als hilfreich. "Wir sind ja schließlich nicht im Dienst, sondern Kollegen", antwortet sie, als würde das irgend etwas aussagen. Außer, dass Kollegen aus ihrer Sicht anscheinend keinen Anspruch auf konstruktive Kommunikationsformen haben. Ich betrachte das als Aussage auf der Beziehungsseite.



Die Appellebene ihres Verhaltens ist auch nicht schwer zu verstehen: Ich soll ihr gefälligst zuhören. Sofort. Jederzeit. Sonst... Und damit kommen wir wohl zu der Selbstkundgabe: Ärger, verletzte Eitelkeit, das Gefühl, nicht wichtig genug genommen zu werden; alles ausgedrückt in den "Du-Botschaften", die sie mir an den Kopf wirft.

Freitag hat sie sich darüber aufgeregt, dass ihre Uni-Professorin ihr, im Gegensatz zu ihrem männlichen Kollegen, keine Postdoc-Angebote hat zukommen lassen. Sie konnte gar nicht verstehen, warum.

2 Kommentare:

Ray Gratzner hat gesagt…

Liebe Große Vorsitzende,

das klingt nach einem anstrengenden Tag. Wo ist die Zeit geblieben, als Kollegen noch pflegeleicht waren?

Liebe Grüße Rainer

Die Große Vorsitzende hat gesagt…

Hi Ray,

das frage ich mich auch manchmal...

Liebe Grüße