Dienstag, 29. Januar 2008

Ein paar aufgehetzte Muslime?

B. [...] An dem Tag, als die Russen offiziell die afghanische Grenze überschritten, schrieb ich an Präsident Carter: Jetzt haben wir die Möglichkeit, den Russen ihr Vietnam zu bereiten. [...]

F. Und Sie bereuen auch nicht, den islamischen Fundamentalismus unterstützt und zukünftige Terroristen mit Waffen versorgt und ausgebildet zu haben?

B. Was ist denn wichtiger für die Weltgeschichte? Die Taliban oder der Zusammenbruch des sowjetischen Imperiums? Ein paar aufgehetzte Muslime oder die Befreiung Mitteleuropas und das Ende des Kalten Krieges?

F. Ein paar aufgehetzte Muslime? Aber es wird doch immer behauptet, der islamische Fundamentalismus stelle heute eine globale Bedrohung dar?

B. Unsinn. Es wird behauptet, der Westen hätte eine globale Politik gegenüber dem Islam. Das ist Unsinn. Es gibt keinen globalen Islam. Sehen Sie sich den Islam vernünftig und ohne Demagogie oder Emotionen an. Mit 1,5 Mrd. Gläubigen ist er die führende Weltreligion. Aber welche Gemeinsamkeit besteht denn zwischen dem saudi-arabischen Fundamentalismus, dem gemäßigten Marokko, dem pakistanischen Militarismus, dem prowestlichen Ägypten oder dem zentralasiatischen Säkularismus? Jedenfalls keine größere als zwischen den christlichen Ländern.


Bemerkungen Zbigniew Brzezinskis (B) gegenüber der Zeitschrift Le Nouvel Observateur (F), 15.-21. Januar 1998.



Brzezinski war zwischen 1977 und 1981 Sicherheitsberater von US-Präsident Carter. In dieser Funktion befürwortete er den von Präsident Carter am 3. Juli 1979 – ein halbes Jahr vor Einmarsch der Sowjets in Afghanistan - unterzeichneten Erlass zur geheimen Unterstützung der Mudschaheddin mit Waffen. Damit sollten die Sowjets zu einer Intervention provoziert werden, die sie schwächen und den Zerfall des Ostblocks beschleunigen sollte. Das letztendliche Motiv für sein Interesse an Afghanistan lag jedoch in seiner Annahme, dass sich der zentralasiatische Raum „zu einem ökonomischen Filetstück entwickeln könnte, konzentrieren sich in dieser Region doch ungeheure Erdgas- und Erdölvorkommen, von wichtigen Mineralien einschließlich Gold ganz zu zu schweigen.“ (Brzezinski, Die einzige Weltmacht, zitiert nach Peter Dale Scott, Die Drogen, das Öl und der Krieg, S. 53)

2 Kommentare:

Ray Gratzner hat gesagt…

Ich liebe es, wenn die Sicherheitsberater später Interviews geben, das wird ja ansonsten nciht so deutlich ausgesprochen.

Die Große Vorsitzende hat gesagt…

Ihm war wohl daran gelegen, darzustellen, wie schlau er war und wie viel Einfluss er auf die internationale Politik genommen hat.

Dass er ein Land in einen Dauerkrieg gestürzt hat, dass viele Menschen fliehen mussten, starben oder seitdem im Elend leben: All das scheint ihm nicht so wichtig zu sein wie seine Eitelkeit.