Sonntag, 1. Juni 2008

Ein Stöckchen...

Ray vom Blog "Der Weg ist das Ziel" hat mir ein Stöckchen zugeworfen. Ich soll meine Lieblingszitate nennen.
Ray hat das Stöckchen von Gabaretha erhalten, und diese von Astaryllis. Alles für's Netwörking...

"Man kann keinem zeigen, was er nicht schon selbst gesehen hat" von William S. Burroughs. Ich weiß nicht mehr genau, wo das stand; wahrscheinlich in einem seiner Drogen-Bücher ("Junkie" oder "Auf der Suche nach Yage"). Das sind die einzigen seiner Bücher, die ich lesenswert fand.

Ein Gedicht von Trakl:
"Immer wieder kehrst du Melancholie,
O Sanftmut der einsamen Seele.
Zu Ende glüht ein goldener Tag.

Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige
Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.
Siehe! es dämmert schon.

Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches
Und es leidet ein anderes mit.

Schaudernd unter herbstlichen Sternen
Neigt sich jährlich tiefer das Haupt."

Und ein Kommentar von Billy Wilder über seine Zeit im Nachkriegsdeutschland:

"Ich habe übrigens während meiner Zeit in Berlin und in Bad Homburg keinen einzigen Nazi unter den Deutschen getroffen. Alle waren sie Opfer, alle waren sie Widerstandskämpfer gewesen. Immer schon dagegen. Und zwar voll und ganz. Mir ging es wie meinem Freund Gottfried Reinhardt, der damals als Soldat nach Berlin kam, und dem alle Deutschen, die er traf, erzählten: "Ach Gott, Herr Reinhardt, was waren das für furchtbare Jahre! Was haben wir alle gelitten, und was haben wir alles erlebt! Und diese Schande, diese Schande! Wir werden uns als Deutsche unser ganzes Leben lang schämen müssen. Zwar - ich persönlich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin sogar ein bißchen stolz. Ich habe während des Krieges zwei Juden versteckt. Dabei habe ich natürlich mein Leben aufs Spiel gesetzt, denn wer Juden versteckte, dem drohte der Tod. Die beiden sind jetzt in Amerika."

Und Reinhardt erwiderte: "Ich kann mir das gut vorstellen. Ich weiß, es gab Konzentrationslager und es gab Vergasungsöfen - aber ich nehme es den Deutschen irgendwie nicht übel. Denn offensichtlich gab es zu viele Juden hier!"

Und wenn dann sein Gegenüber konsterniert fragte:" Zu viele Juden? Wie meinen Sie denn das, Herr Reinhardt?" sagte er: "Ich glaube einfach, daß es zu viele Juden hier gab. Und ich will es Ihnen auch erklären. Jeder Deutsche, den ich trefffe, hat, wie Sie auch, zwei Juden gerettet. Die Deutschen waren ein Volk von 80 Millionen Menschen. Wenn jeder zwei Juden gerettet hat, muß es etwa 160 Millionen Juden gegeben haben. Und Sie werden mir zugeben müssen: Das ist einfach zu viel!""
Wer bis hierher gelesen hat, betrachte sich als getaggt.

1 Kommentar:

Ray Gratzner hat gesagt…

Hallo große Vorsitzende, was für ein schönes Gedicht... O Sanftmut der einsamen Seele.

Danke