Freitag, 8. Februar 2008

The red shoes

I stand in the ring
in the dead city
and tie on the red shoes.
Everything that was calm
is mine, the watch with an ant walking,
the toes, lined up like dogs,
the stove long before it boils toads,
the parlor, white in winter, long before flies,
the doe lying down on moss, long before the bullet.
I tie on the red shoes.


They are not mine.
They are my mother's.
Her mother's before.
Handed down like an heirloom
but hidden like shameful letters.
The house and the street where they belong
are hidden and all the women, too,
are hidden.


All those girls
who wore the red shoes,
each boarded a train that would not stop.
Stations flew by like suitors and would not stop.
They all danced like trout on the hook.
They were played with.
They tore off their ears like safety pins.
Their arms fell off them and became hats.
Their heads rolled off and sang down the street.
And their feet – oh God, their feet in the market place -
their feet, those two beetles, ran for the corner
and then danced forth as if they were proud.
Surely, people exclaimed,
surely they are mechanical. Otherwise...


But the feet went on.
The feet would not stop.
They were wound up like a cobra that sees you.
They were elastic pulling itself in two.
They were islands during an earthquake.
They were ships colliding and going down.
Never mind you and me.
They could not listen.
They could not stop.
What they did was the death dance.

What they did would do them in.


Anne Sexton
eine der Besten

Dienstag, 5. Februar 2008

Böse Taliban und gute Mudschahedin?

Zur Zeit ihrer Herrschaft in Afghanistan verboten die Taliban den Anbau von Mohn für die Opiumerzeugung.

„Wie June's Intelligence Review am 22. Oktober 2001 bemerkte, eliminierte 'das vom obersten Talibanführer Mullah Mohammad Omar im Juli 2000 ausgesprochene Verbot ... mit einem Schlage gut 70 Prozent des weltweit illegal erzeugten Opiums' [...] selbst das amerikanische Außenministerium berichtete im März 2002, das von den Taliban ausgesprochene Verbot sei 'bemerkenswert erfolgreich' gewesen.“

Anscheinend erhofften sich die Taliban „durch das Verbot Legitimation und Anerkennung seitens der Vereinigten Staaten und anderer Länder“ - ohne Erfolg. Statt dessen unterstützte der Westen deren Gegner. Mit bemerkenswerten Folgen:


Als die Taliban 2001 aus einer Provinz nach der anderen vertrieben wurden, begannen überall hungernde Bauern wieder die einzige für sie lukrative Pflanze anzubauen, oft auf Geheiß örtlicher Kommandeure. Der Mohn kündigte die Rückkehr der Warlords an – regionaler Militärführer und Armeen, die sich auf ihrem Territorium über das Opium finanzieren und eifersüchtig darauf bedacht sind, eine so lukrative Einnahmequelle nicht an eine Zentralregierung abzutreten. So konnte es zu einer Wiederbelebung der mörderischen Fehden kommen, die nach dem Rückzug der Sowjets in den 90er Jahren so viele Zivilisten das Leben gekostet hatten.“


Kann es sein, dass der Grund, warum Afghanistan nicht zur Ruhe kommt, auch in den Konkurrenzkämpfen zwischen Drogen dealenden Warlords zu suchen ist?


Der derzeitige Präsident Afghanistans, Hamid Karzai, hat zwar am 17. Janur 2002 ebenfalls ein Verbot des Mohnanbaus erlassen, aber sein Einfluss reicht für eine Durchsetzung nicht aus. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob seine Verhandlungen mit den Taliban noch unter einem anderen Aspekt gesehen werden können als dem, dass er mit Extremisten paktiert: Als Versuch, für sein Land eine Friedenslösung herzustellen.


Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, dass eine politische Koalition mit den Taliban dazu hätte beitragen können, das Land zu befrieden. Sie haben nun einmal – ob es westlichen Lobbyisten gefällt oder nicht – nicht wenig Einfluss in Afghanistan. Sie haben den Mohnanbau schon einmal verboten, und das auch durchgesetzt. Zudem unterhalten sie Kontakte in die Stammesgebiete in Pakistan, wo Opium verarbeitet wird, könnten also auch dort Einfluss ausüben. Wenn somit die Konkurrenzkämpfe von Warlords um Mohnanbaugebiete eine der Hauptquellen für den Unfrieden in Afghanistan wären, hätte eine Verhandlungslösung mit den Taliban durchaus eine Friedenslösung sein können. Es hätte eine Lösung sein können, die zumindest den aus Drogenanbau und -handel resultierenden Unfrieden reduziert.


Vielleicht. Wir werden es nicht erfahren, denn die Offensive gegen die Taliban ist bereits beschlossene Sache. Ebenso wie die Beteiligung deutscher Soldaten daran.


Was mich dabei beunruhigt: „Es gibt beunruhigende Hinweise darauf, dass [...] rechtsgerichtete Kreise mit Provokationen und Eskalationen bewusst versuchten, [...] fortwährende Bemühungen um die Wiederherstellung des Friedens und die Bildung einer Koalitionsregierung zu durchkreuzen.“ Die zu erwartenden Folgen kennen wir schon aus früheren Kriegen der USA: Die mit den USA verbündeten Mudschahedin erhalten die „Aufgabe, den Feind in Gefechte zu verwickeln und ihn dadurch den Angriffen der Luftwaffe auszusetzen.“ Darauf folgt „Zermürbung des Gegners durch massive Luftangriffe, statt des ernsthaften Versuchs, Territorien zu halten“. Dieses Strategiepaket ist bereits seit den Aktivitäten der USA in Laos 1968 Standard. Leider ist es stets mit einem hohen Maß an „collateral damage“ an Infrastruktur und Zivilbevölkerung verbunden. Und angesichts der schon vor diesem neuen Krieg nicht ausreichenden Mittel für einen Wiederaufbau ist das etwas, was Afghanistan ganz sicher nichts nützt.


Quelle der Zitate: Peter Dale Scott, Die Drogen, das Öl und der Krieg, S. 70-73 und 212-213

Freitag, 1. Februar 2008

Wenn man den kleinen Finger reicht...

dann darf man sich eigentlich nicht wundern, wenn der "Große Bruder" einem gleich den Arm abzureißen versucht. Sprich: Nachforderungen bezüglich der Anzahl der Soldaten und des Bereichs ihres Einsatzes in Afghanistan stellt.

Nur: Hat denn unsere Bundeskanzlerin in ihrem Schulterschluss mit Präsident Bush vom November letzten Jahres das Ausmaß und den Ort der deutschen Unterstützung für US-Militäraktionen in irgend einer Form eingeschränkt? War da irgendwo die Rede von Nordafghanistan? Oder davon, dass Änderungen der US-Truppenstärke nicht auf die Bundeswehr abgewälzt werden dürften? Haben sich Bundeskanzlerin und Regierung nicht eher in echter Nibelungentreue hinter das US-Vorgehen in Afghanistan gestellt?


Seltsamerweise scheint dieses Vorgehen selbst nicht in Frage zu stehen - sondern lediglich, ob man sich bedingungslos "bündnistreu" den angloamerikanischen Militäraktionen anschließt, oder die grundsätzliche Unterstützung auf bestimmte Regionen und Soldatenzahlen einschränkt (s.a. hier). Kommentare wie dieser, in dem argumentiert wird, dass gerade das militärische Vorgehen der USA maßgeblich zur Verschärfung der Situation in Afghanistan beiträgt, sind in der Presse relativ selten.

Dabei: Ist es wirklich so fernliegend, sich zu fragen, ob der Wiederaufbau von Infrastruktur und zivilen Einrichtungen dem Land und seiner Bevölkerung nicht mehr bringt als noch mehr Blutvergießen? Muss der Blutzoll, den der "Kampf gegen den Terror" der Zivilbevölkerung in Afghanistan abfordert, diese nicht gegen ihre US-"Befreier" einnehmen? Umso mehr, als er bislang nicht nur keinen Erfolg hatte, sondern alles nur noch schlimmer gemacht hat? (s.z.B. hier, hier, hier und hier).

Dass die US-Regierung einseitig auf militärisches Eingreifen als "Problemlösung" fixidert ist, ist nichts Neues. Angesichts eines exorbitanten Militärbudgets ist das vielleicht nicht überraschend. Wenn man sich allerdings fragt, was militärisches Eingreifen zu einer stabilen Demokratie beizutragen vermag, braucht sich nur den amerikansichen "Hinterhof" in Kolumbien anzusehen. Die Leidtragenden sind - wie üblich - die Unbewaffneten.