ist ein zwiespältiges Vergnügen. Auf der
einen Seite scheint der Begriff „Dienstleistung“ mit ca.
51.300.000 Suchergebnissen bei Google Hitpotenzial zu haben. In den
Innenstädten und Malls eröffnen immer mehr Geschäfte mit
Markennamen-Produkten und dem Versprechen, dem Käufer etwas
Besonderes anzubieten. Der Satz, "Deutschland ist eine Dienstleistungsgesellschaft" wird von Politikern herunter gebetet wie ein Mantra. Auf der anderen Seite findet der Kunde in
deutschen Geschäften nicht selten dieselbe sprichwörtliche
Servicewüste vor wie eh und je.
Nehmen wir den „Schlecker“-Markt um die Ecke. Ok,
das Unternehmen ist insolvent und eine Transfergesellschaft für die
Mitarbeiter ist nicht zustande gekommen, weil die Bundesländer sich
nicht einigen konnten. Einige meinen, das läge auch daran, dass die
betroffenen Mitarbeiter weiblich sind, und hätte anders ausgesehen,
wenn es um Männer gegangen wäre. Sei dem, wie es sei: Der
„Schlecker“ um die Ecke ist nicht geschlossen worden. Die
üblichen zwei bis drei Mitarbeiterinnen räumen eher halbherzig das
Sortiment um, während sie sich lauthals quer durch den Laden
unterhalten. In sechs Wochen haben sie vielleicht die Hälfte des
Geschäfts umgeräumt. Komischerweise sieht alles mehr oder weniger
so aus, wie vorher. Und auch die Behandlung, die einem Kunden dort
zuteil wird, ist unverändert:
Wenn man an der Kasse steht, kommt
irgendwann eine Mitarbeiterin. Während sie die Waren eingibt, hat
sie nur Augen für die Kasse. Wenn sie den zu zahlenden Betrag nennt,
sieht sie einen nicht an. Sie nimmt mit spitzen Fingern das Geld, das
man ihr hinreicht und sieht einen auch nicht an, wenn sie das Wechselgeld
heraus gibt. Während sie aus dem Handgelenk den Kassenbon auf das Band wirft, sucht ihr Blick bereits wieder die Kollegin, um ihr etwas
zuzubölken, noch während man dabei ist, Wechselgeld und Bon
einzustecken. Zu keinem Zeitpunkt bequemt sie sich zu einem Lächeln,
und das, obwohl die Anspannung, die um den 24. März herum im Laden
herrschte, sichtbar von ihr und ihren Kolleginnen abgefallen ist.
Vielleicht zu sehr. Denn diese Behandlung ist einer der Gründe,
warum ich bei "Schlecker" höchstens zweimal im Jahr einkaufe.
Keine Frage: Der Beruf einer Verkäuferin ist schwer und
gerade „Schlecker“ war nie dafür bekannt, ein besonders
angenehmer Arbeitgeber zu sein. Auf der anderen Seite haben
Discounter wie „Aldi“ gewisse Standards eingeführt, wie
Kassenkräfte mit Käufern umzugehen haben. Dazu gehört ein
wenigstens kurzer Blickkontakt, wenn der Kunde den zu zahlenden
Betrag erfährt und ein zweiter, wenn er Geld, EC-Karte und/oder Bon
erhält. Echte Profis schaffen sogar ein Lächeln und eine kurze
Abschiedsformel. Damit sind sie schon fast wieder bei dem, was
bereits die nette Frau mit der Schürze im Tante-Emma-Laden zu Omas
Zeiten wusste: Dass Lächeln, Blickkontakt und Freundlichkeit im
harten Dienstleistungsgeschäft zur Arbeitskleidung gehören. Auch in
Deutschland.
Diese Standards werden mittlerweile (fast) wieder
erwartet – zumindest von mir. Es ist ja nun wirklich nicht viel und
ich will auch keine Freundschaft für's Leben schließen. Ebenso
wenig erwarte ich, dass man mir zu Füßen fällt. Aber wenn ich in
einem Laden schon mein Geld ausgeben soll, erwarte ich, wenigstens
beim Bezahlen zur Kenntnis genommen und freundlich behandelt zu
werden. Sonst gehe ich in Zukunft woanders hin. Es gibt schließlich immer einen Konkurrenzanbieter. Auch in
Deutschland.
2 Kommentare:
Liebe Große Vorsitzende,
es gibt so viele Einkaufsmöglichkeiten in Deutschland, da möchte man als Kunde, wenn man einkaufen geht, etwas Angenehmes erleben. Unfreundliches Personal mag man einmal erleben und jeder Verkäufer kann sich geben, wie er will, dies ist ein freies Land. Aber ich persönlich gehe nicht mehr dort einkaufen, wo es mir nicht gefällt. Wenn alle das so machen, dann bleiben keine unfreundlichen Einkaufsorte übrig...
Liebe Grüße Rainer
Ja, letzten Endes entscheidet der Kunde. Zumindest gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass die "Servicewüste Deutschland" irgendwann doch noch einmal kundenfreundlicher wird. LG,
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