Donnerstag, 26. Mai 2011

Dienstag, 24. Mai 2011

Ein bisschen Frieden

Warum darf man hierzulande eigentlich nichts Kritisches über Israel sagen oder schreiben? Israels Armee darf auf einen bloßen Verdacht hin Standorte auf dem Boden fremder Länder bombardieren, sein Regierungschef Netanjahu im US-Kongress erzählen, was er will, auch wenn es, nun ja, vielleicht nicht so ganz plausibel ist. Aber sobald jemand von hier das, nun ja, schwierig findet und sich entsprechend äußert, heißt es gleich "Antisemitismus".


Ja, ich weiß, der Holocaust. Nein, den habe ich nicht vergessen. Aber hat mal jemand die Leben all der Palästinenser, Jordanier, Libanesen, Syrer und Ägypter gezählt, die Gründung und Aufrechterhaltung des Staates Israels bislang gekostet haben? Gar nicht zu reden von den Milliarden, die die Israel umgebenden Länder dafür ausgeben, um sich gegen die Siedler und Armee des "alten jüdischen Heimatlandes" verteidigen zu können? Milliarden, die anderweitig vielleicht sinnvoller angelegt werden könnten - könnten sich die Regierenden eines kleinen, gallischen... äh... israelischen Staates zu einer weniger aggressiven Politik bequemen.

Montag, 23. Mai 2011

Die Wahl im Bremen

ist vorbei, die CDU erzielt ihr schlechtestes Ergebnis seit 50 Jahren und die FDP fliegt aus dem Landtag.

Quelle: RadioBremen.de

Und wie üblich machen die Politiker der Verliererparteien es sich mit den Erklärungen einfach. So wie Kanzlerin Merkel, indem sie den Wahlerfolg der Grünen auf die gegenwärtig viel diskutierte Frage des Atomausstiegs zurück führt. Oder wie gestern in einer Wahlsendung die Vertreterin der Bremer CDU, als sie die Wiederwahl der SPD als stärkste Partei mit dem angeblich nicht ausreichenden Änderungswillen der Bremer "erklärt".

Vielleicht muss man so wenig selbstkritisch sein, wenn man Politiker sein will. Vielleicht bin ich auch zu anspruchsvoll. Aber als ich kurz vor der Wahl ein Interview mit der CDU-Kandidatin im Fernsehen sah, gab sie sich alle Mühe, die Bremer als rückständige Sozialromantiker hinzustellen und sich selbst als toughe Vertreterin der - nicht nur in Bremen nicht mehr sonderlich beliebten - schwarzgelben Berliner Politik. Keine Ahnung, warum sie glaubte, ausgerechnet auf diese Weise punkten zu können. Ich hätte sie jedenfalls auch nicht gewählt.

Samstag, 14. Mai 2011

Auge um Auge

Ein Mann macht einer Frau einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab. Daraufhin schüttet er ihr einen Becher Schwefelsäure ins Gesicht. 

Infolge dieses Anschlags verliert die Frau ihre Augen, "die Säure löste sie auf". Ihr Arzt sagt, sie werde bis zu ihrem Lebensende kein normales Leben führen können und immer unter ärztlicher Aufsicht stehen müssen. Ihr Leben, das Leben, das sie als gesunde junge Frau hätte führen können, endete in dem Moment, als ihr ein abgelehnter Bewerber Säure ins Gesicht schüttete.


Die geblendete Frau vor dem Anschlag; Quelle: www.tagesschau.de

Dafür will sie nicht nur Gerechtigkeit. Sie will auch, dass sich derartige Taten in Zukunft nicht wiederholen. Daher besteht sie darauf, dass dem Mann, der ihr dies angetan hat, genau dasselbe zugefügt wird: Er soll mit Säure geblendet werden. Auge um Auge, Zahn um Zahn, wie im alten Testament. Und in der Scharia, dem in der Heimat der Frau geltenden Recht.

Man kann vermutlich geteilter Ansicht über eine derartige alttestamentarische oder islamische Rechtsauffassung sein. Auf der anderen Seite: Sollte ein Mann, der die Augen und das Leben einer Frau zerstört, nur weil sie ihn nicht heiraten will, mit einem Klapps auf die Finger davon kommen?

Für mich allerdings ist die Berichterstattung unserer "Ersten" mal wieder fast ebenso interessant wie das, worüber berichtet wird. Als "Rache", "Vergeltungsaktion" und "für viele im Westen ausgesprochen befremdlich" bezeichnet der Herr vom SWR in seinen Artikeln das im Rahmen der Scharia legale Recht der Frau. Es habe "bis in die frühen Morgenstunden hinein weltweite Proteste gegeben" gegen die Vollstreckung des Urteils, schreibt er, und "dass die dortige politische Führung das international stark isolierte Land durch das umstrittene Urteil nicht noch weiter ins Abseits manövrieren möchte".

Da frage ich mich doch: Schadet es dem Ansehen seines Landes tatsächlich mehr, wenn der Täter ebenso drastisch bestraft wird, wie er sein Opfer meinte bestrafen zu müssen, als wenn er für seine Tat indirekt belohnt wird, indem er eine milde Strafe bekommt?

Und ich frage mich, wie die Berichterstattung des Herrn vom SWR wohl ausgesehen hätte, wenn das Opfer ein Mann, die Täterin aber eine Frau wäre.  Ob die physische Unversehrtheit eines weiblichen Täters ihm - und denjenigen, die die "weltweite(n) Proteste" geäußert haben - wohl ein genau so beredtes Eintreten wert wäre wie er es hier zeigt?

Dienstag, 3. Mai 2011

Osama ist tot!

Und die deutsche Öffentlichkeit, repräsentiert unter anderem durch CSU-Chef Horst Seehofer und unsere Kanzlerin, äußert darüber ihre Freude.

Warum eigentlich?

Ein US-Kommando fliegt in irgend ein Land, ballert einen Menschen ab und wirft seine Leiche ins Meer. Selbst wenn dieser Mensch persönlich Terroranschläge begangen hätte - was bei Osama bin Laden meines Wissens zu beweisen gewesen wäre -: Wo bleiben da die Rechtsnormen zivilisierter Nationen? Steht nicht jedem Menschen, dem vorgeworfen wird, gegen ein Gesetz verstoßen zu haben, ein Gerichtsverfahren zu? Ein Verfahren, in dem man ihm erst einmal beweisen muss, dass er die ihm vorgeworfenen Verbrechen begangen hat, bevor man ihn verurteilt? Und wo von mehr und anderen Menschen als "US-Spezialeinheiten" darüber entschieden wird, wozu der Angeklagte, wenn er denn schuldig ist, verurteilt wird?

Was für ein Präzedenzfall wird hier geschaffen?

Können in Zukunft "US-Spezialeinheiten" Jeden, den sie irgend welcher Verbrechen verdächtigen, der den geopolitischen Interessen der USA im Weg steht oder einfach, weil der US-Präsident um seine Wiederwahl fürchtet, mit der Begründung, er sei ein "Terrorist", einfach abknallen? Rechtsweg unnötig?

Und wenn schon unsere führenden Politiker sich darin einig sind, dass dies ein angemessenes Vorgehen gegenüber "Terroristen" ist: Was hält sie eigentlich davon ab, unbequeme Bürger mit demselben Etikett zu versehen? Wir haben auch Spezialeinheiten...

Montag, 2. Mai 2011

Futterterror

Hurra! 
Am Freitag findet ein Grillen mit den Kollegen statt! 
Mit Partnern und Kindern!


Was unsere Betriebsnudel freudestrahlend während der Arbeitszeit organisiert, ist nicht das Betriebsfest. Das Ganze findet nach der Arbeitszeit statt und alles Wesentliche wird von den Mitarbeitern beigesteuert: Den Grill bringt Kollegin A mit, um Geschirr und Besteck kümmert sich Kollegin B, Fleisch und Getränke kauft Kollege C... Und alle anderen sind ebenfalls aufgerufen, zusätzlich zu der Umlage für Fleisch und Getränke etwas beizusteuern. Kollegin D schickt eine Liste herum, in die sich alle eintragen können.

"Kein Problem", denke ich. "Wenn bei 30 Leuten plus Anhang Jede/r eine Kleinigkeit mitbringt, sollten wir mehr als genug zu essen haben."
Falsch gedacht. 
Als ich 10 Minuten, nachdem die Kollegin gegangen ist, die Liste öffne, in die wir uns eintragen sollen, stehen bereits 14 Leute darin - und 10 davon planen, entweder Brot oder Salat oder beides mitzubringen. 

Ich stelle mir zusätzlich zum Grillfleisch 10 Schüsseln Salat, Baguettes und Fladenbrote vor, ferner die 20 Brötchen, für die sich die elfte Kollegin eingetragen hat... und lege mich zögernd auf ein paar Tomaten fest. "Was die Anderen mitbringen, ist bereits mehr als genug", denke ich. "Es reicht, wenn ich eine Kleinigkeit mitbringe, um meine Bereitschaft, etwas beizutragen, zu signalisieren."
Wieder falsch gedacht.
Eine Stunde später finde ich mehrere Kolleginnen vor der Liste, in kulinarische Diskussionen vertieft. Als ich auf die Frage, was ich mitbringen werde, nur "Tomaten" antworte, herrscht einen Moment lang betretenes Schweigen. Dann fahren die Kolleginnen damit fort, einander in Schilderungen zu überbieten, welche Genüsse sie zu der Grillparty beizusteuern gedenken und wie viel Arbeit es machen wird, diese vorzubereiten. Und natürlich ist es bei dem Aufwand, den die Vorbereitungen kosten, auch nicht mit kleinen Mengen getan. Da wird gleich mit ganzen Schüsseln und Blechen geklotzt. Weil: "Es soll doch jeder mal probieren können."

Mein schüchterner Einwand, dass die geplanten Essens-Mengen bereits ohne diesen Beitrag ausreichen, um eine halbe Armee abzufüttern, stößt auf wenig Verständnis. Auch mit dem Hinweis, dass schon mehrere ähnliche Gerichte auf der Liste stehen, gewinne ich keinen Blumentopf. "Mit Pesto schmeckt das völlig anders", versichert mir eine Kollegin. Ich bin nicht überzeugt. Aber nachdem man mich wegen meiner Tomaten schon schief angesehen hat, fühle ich mich von diesem geballten kulinarischen Ehrgeiz zunehmend überfordert und ergreife kurz darauf die Flucht.