Ray hat mir ein Stöckchen zugeworfen. Danke, Ray.
Er hat's von Luiza, also kann er wohl nicht dafür. Glaube ich.
Was war der entscheidende Grund, mit dem Blogging anzufangen?
Profilneurose? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so genau. Bis zu einem gewissen Grad der Wunsch, sich mit Anderen auszutauschen. Die Möglichkeit, meinen eigenen Senf zu den Dingen zu geben - ohne dass mir jemand direkt widersprechen kann. Eitelkeit; sonst würde ich meinen Senf für mich behalten.
Hast du ein Lieblings-Weblog?
Einige; sie stehen rechts. Aber abgesehen von Ray's besuche ich kaum eines regelmäßig.
Welches Weblog hältst du für maßlos überschätzt?
Platz 1 teilen sich a) Politically Incorrect und ähnliche Faschisten-Blogs; b) nicht wirklich lustige Seiten, deren Inhalt darin besteht, anderswo geklaute Fotos mit giften Kommentaren zu servieren.
Wenn du noch mal neu starten würdest, was würdest du ändern?
Nichts.
Würdest du überhaupt noch mal anfangen?
Ja.
Was ist der Lieblings-Beitrag im deinem Blog?
Ich mag alle (auch wenn ich nicht jeden wieder genau so schreiben würde).
Dieses Stöckchen darf mitnehmen wer will.
Donnerstag, 21. August 2008
Freitag, 8. August 2008
Efficiency
Männer anders sind als Frauen. Sie legen an ihre Beziehungen zu Anderen andere Kriterien an. Oft geht es ihnen weniger darum, ob sie jemanden mögen oder mit ihm auf derselben Wellenlänge sind, als um Teamsolidarität, gemeinsame Gegner und/oder gemeinsame Ziele. So lange einer dabei irgendwie nützlich sein kann, spielt es nur eine untergeordnete Rolle, wie groß der Nutzen ist. Frauen sind da anders. Sie suchen sich einen möglichst nützlichen Verbündeten und investieren in diesen viel Mühe, anstatt ihre Zeit mit Vielen zu verschwenden, die zwar im einzelnen wenig Mühe kosten, ihnen aber auch entsprechend wenig einbringen. Sie sind einfach effizienter...
Mittwoch, 6. August 2008
Celebophilia
(von engl. celebophile) Wer denkt, die (an Besessenheit grenzende) Verehrung von allseits bekannten bzw. berühmten Personen (Celebrities) sei etwas Neues, Cooles, befindet sich auf dem Holzweg. Schon meine Oma war ein Fan. Wahrscheinlich ist Jedermanns Oma ein Fan. Man sehe sich nur einmal die Zeitschriften-Auslagen im Supermarkt an: Dort finden sich immer noch die Blätter, die bereits meine Oma abonniert hatte, um immer auf dem neuesten Stand über Ex-Kaiserin Soraya und alle möglichen anderen Ex-Könige, Adligen und Heimatfilmstars zu sein. Ich nenne sie noch heute „Königinnenzeitungen“ und denke „Soraya“, wenn ich eine davon sehe. Aber die moderneren Boulevardblätter und Fernsehzeitungen haben - abgesehen vom TV-Programm - auch keinen wesentlich anderen Inhalt. Ihr Styling wurde nur, ebenso wie die Personengruppe, deren „Leben“ ihren Inhalt bildet, zielgruppengerecht aktualisiert. Offensichtlich reicht das völlig aus, damit der selbe alte Schmus immer noch Käufer findet. Die Frage ist: wieso eigentlich?
Ein Teil der Gründe, warum Celebrities interessant sind, ist verhältnismäßig einfach nachzuvollziehen: Adels und andere Berühmtheiten laufend zu beobachten und pflichtschuldigst zu jubeln, wenn sie ihre überteuerten Klamotten und Fahrzeuge vorführen, ist seit Jahrhunderten Pflichtprogramm des einfachen Fußvolks. Es war für lange Zeit auch überlebensnotwendig, denn wenn ein Normalsterblicher es an Respekt gegenüber der Obrigkeit fehlen ließ, drohten ihm zum Teil drastische Strafen. Könige wie der Alte Fritz sollen sich der Legende nach sogar persönlich darum gekümmert haben. Sich beim Pöbel per Jubel-o-meter die Bestätigung der eigenen Bedeutung abzuholen, war also Chefsache, keine Privatangelegenheit oder gar Marketing-Aktion á la: „Kauft diese neuen, superteuren Klamotten/Autos!“ Es war vielmehr eine symbolische Macht-Demonstration der herrschenden Kreise, und diese erwarteten im Gegenzug von den Beherrschten Signale der Unterwerfung und Billigung. Auch wenn diese Bedeutung bei human pseudo-events wie Berufs-Adligen, TV Stars, Sarah und Marc, Gülcan und Kamps usw. keine Rolle mehr spielt: Von der Choreografie aus Selbstdarstellung und Jubel profitieren sie immer noch. Und lasse sich keiner vormachen, sie würden es nicht genießen. Wer eitel genug ist, sich um den Beifall der Öffentlichkeit zu bewerben, ist auch eitel genug, ihn entgegen zu nehmen.
Was ich weit schwerer zu verstehen finde, ist das Mitgefühl, das diesen Leuten entgegen gebracht wird, wenn sie Probleme haben. Hat nicht jeder mal Probleme? Warum sollten die von diesen Leuten schwerer wiegen als z.B. die der Nachbarn? Aber wenn man hörte, wie Oma die „arme Soraya“ oder die „arme Sonja Ziemann“ für ihr „schweres Schicksal“ bedauerte, hätte man meinen können, die Frau Ex-Kaiserin und die Frau Ex-Heimatfilmschauspielerin wären die einzigen auf der Welt, denen es jemals schlecht gegangen ist. Und noch heute ist in der Berichterstattung über die Eheprobleme von Adels und Fernsehprominenten wenig darüber die Rede, was sie selbst dazu beigetragen haben. Fast so als würde Prominenz einen Menschen von aller Verantwortung für sein Leben und seine Taten frei sprechen.
Dieser Auffassung scheint auch Ms. Poo(th) zu sein, eine meiner Lieblinge unter den human pseudo-events. Letztens konnte man in einem TV-Beitrag bewundern, wie sie mit Boris Becker – wahrscheinlich dem einzigen Menschen, der angesichts des Wortmülls, den sie von sich gibt, keine Kopfschmerzen bekommt – in einer offenen Kutsche herum fuhr. Der Inhalt des Beitrags sollte wohl darin bestehen, dass der Zuschauer ihr zusammen mit Becker dabei zuhört, wie sie ihr Recht auf Fortführung des gewohnten Luxuslebens einklagt. Dass ihr Göttergatte einen Haufen Leute um ihr Geld gebracht hat und es ein Zeichen von Respekt vor deren Gefühlen wäre, wenigstens eine Zeitlang Zurückhaltung zu zeigen, geht offenbar über ihren Horizont. Oder es ist ihr – was ich für wahrscheinlicher halte – scheißegal.
Auch hier also nichts Neues, Cooles. Nur die Einstellung von Leuten, die nicht nur selbst an ihr öffentliches Bild glauben, sondern auch meinen, dass ihnen aufgrund dessen eine Sonderbehandlung zusteht. Ich würde sagen, wer das verehrungs-würdig findet, hat selbst schuld.
P.S.
„Our age has produced a new kind of eminence. … He is the human pseudo-event … a substitute for the hero who is the celebrity and whose main characteristic is well-knownness … anyone can become a celebrity if only he can get into the news and stay there. … The hero was distinguished by his achievement; the celebrity by his image or trademark."
Daniel J. Boorstin
Ein Teil der Gründe, warum Celebrities interessant sind, ist verhältnismäßig einfach nachzuvollziehen: Adels und andere Berühmtheiten laufend zu beobachten und pflichtschuldigst zu jubeln, wenn sie ihre überteuerten Klamotten und Fahrzeuge vorführen, ist seit Jahrhunderten Pflichtprogramm des einfachen Fußvolks. Es war für lange Zeit auch überlebensnotwendig, denn wenn ein Normalsterblicher es an Respekt gegenüber der Obrigkeit fehlen ließ, drohten ihm zum Teil drastische Strafen. Könige wie der Alte Fritz sollen sich der Legende nach sogar persönlich darum gekümmert haben. Sich beim Pöbel per Jubel-o-meter die Bestätigung der eigenen Bedeutung abzuholen, war also Chefsache, keine Privatangelegenheit oder gar Marketing-Aktion á la: „Kauft diese neuen, superteuren Klamotten/Autos!“ Es war vielmehr eine symbolische Macht-Demonstration der herrschenden Kreise, und diese erwarteten im Gegenzug von den Beherrschten Signale der Unterwerfung und Billigung. Auch wenn diese Bedeutung bei human pseudo-events wie Berufs-Adligen, TV Stars, Sarah und Marc, Gülcan und Kamps usw. keine Rolle mehr spielt: Von der Choreografie aus Selbstdarstellung und Jubel profitieren sie immer noch. Und lasse sich keiner vormachen, sie würden es nicht genießen. Wer eitel genug ist, sich um den Beifall der Öffentlichkeit zu bewerben, ist auch eitel genug, ihn entgegen zu nehmen.
Was ich weit schwerer zu verstehen finde, ist das Mitgefühl, das diesen Leuten entgegen gebracht wird, wenn sie Probleme haben. Hat nicht jeder mal Probleme? Warum sollten die von diesen Leuten schwerer wiegen als z.B. die der Nachbarn? Aber wenn man hörte, wie Oma die „arme Soraya“ oder die „arme Sonja Ziemann“ für ihr „schweres Schicksal“ bedauerte, hätte man meinen können, die Frau Ex-Kaiserin und die Frau Ex-Heimatfilmschauspielerin wären die einzigen auf der Welt, denen es jemals schlecht gegangen ist. Und noch heute ist in der Berichterstattung über die Eheprobleme von Adels und Fernsehprominenten wenig darüber die Rede, was sie selbst dazu beigetragen haben. Fast so als würde Prominenz einen Menschen von aller Verantwortung für sein Leben und seine Taten frei sprechen.
Dieser Auffassung scheint auch Ms. Poo(th) zu sein, eine meiner Lieblinge unter den human pseudo-events. Letztens konnte man in einem TV-Beitrag bewundern, wie sie mit Boris Becker – wahrscheinlich dem einzigen Menschen, der angesichts des Wortmülls, den sie von sich gibt, keine Kopfschmerzen bekommt – in einer offenen Kutsche herum fuhr. Der Inhalt des Beitrags sollte wohl darin bestehen, dass der Zuschauer ihr zusammen mit Becker dabei zuhört, wie sie ihr Recht auf Fortführung des gewohnten Luxuslebens einklagt. Dass ihr Göttergatte einen Haufen Leute um ihr Geld gebracht hat und es ein Zeichen von Respekt vor deren Gefühlen wäre, wenigstens eine Zeitlang Zurückhaltung zu zeigen, geht offenbar über ihren Horizont. Oder es ist ihr – was ich für wahrscheinlicher halte – scheißegal.
Auch hier also nichts Neues, Cooles. Nur die Einstellung von Leuten, die nicht nur selbst an ihr öffentliches Bild glauben, sondern auch meinen, dass ihnen aufgrund dessen eine Sonderbehandlung zusteht. Ich würde sagen, wer das verehrungs-würdig findet, hat selbst schuld.
P.S.
„Our age has produced a new kind of eminence. … He is the human pseudo-event … a substitute for the hero who is the celebrity and whose main characteristic is well-knownness … anyone can become a celebrity if only he can get into the news and stay there. … The hero was distinguished by his achievement; the celebrity by his image or trademark."
Daniel J. Boorstin
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