Mittwoch, 23. März 2011

Toleranz für Anfänger

Unser Lokalblättchen widmet diese Woche einen Teil seiner Ausgabe dem Thema Übergewicht. Allerdings nicht auf die übliche Weise, mit Warnungen vor angeblich unvermeidlichen Folgeerkrankungen, Diätrezepten und wenig anschaulichen Beschreibungen von Gymnastikübungen.


Nein, unser "Wochenkurier" ist kreativer. In seinem Aufmacher beschreibt er die Erlebnisse von übergewichtigen Frauen in einer Umwelt, deren Bewohner anscheinend glauben, sie müssten sich ihnen gegenüber nicht an die üblichen Verhaltensregeln halten. Die vom "Wochenkurier" befragten Rubensfrauen berichten von Spott, Beschimpfungen und körperlichen Angriffen. Von der Erfahrung, dass sie fürs Bett zwar gefragt seien, aber nicht fürs Leben - weil Mann sie dann ja den Freunden vorstellen müsste. Und im Beruf müssten sie sich gefallen lassen, dass wegen ihrer Figur ihre Kompetenz bezweifelt wird.

Man muss nicht weit blicken, um Gründe für dieses Verhalten zu finden. Sämtliche Medien beteiligen sich daran, uns einzubläuen, dass nur wer schlank ist, schön und erfolgreich sein kann - und wir daher alle ständig Diät machen und ins Sportstudio rennen müssen. Als Beispiel für die Schlankheit/Schönheit, die gemeint ist, werden uns minderjährige, untergewichtige Haute Couture Models vor die Nase gehängt. Der Druck, einem Ideal entsprechen zu sollen, das nur in Ausnahmefällen erreichbar ist, ist so groß, dass er zwangsläufig zu Frust führt. Frust, der sich unter anderem darin äußert, dass denjenigen, die sichtlich nicht untergewichtig sind, unterstellt wird, sie seien für die allgemeine Hatz nach Schlankheit/Schönheit/Erfolg nur zu träge bzw. hätten sich nicht im Griff.

Es fragt sich, wozu es gut sein soll, übergewichtige Menschen zu Sündenböcken zu machen. Sind sie verantwortlich für ein Nahrungsangebot in den Supermärkten, dass zum Großteil weder gesund noch "figurfreundlich" ist? Oder dafür, dass mit der Angst vor Übergewicht eine Menge Geld verdient wird und das Thema schon aus diesem Grund ständig in den Medien präsent ist? Haben sie vielleicht Einfluss darauf, wie gut wir damit voran kommen, einem Schönheitsideal nachzurennen, das ohnehin gar nicht erreichbar sein soll - damit auch weiterhin Zeitschriften, Diätprodukte und Medikamente an Diejenigen verkauft werden können, die es versuchen?

 Wie wäre es mit ein bisschen Toleranz?

Unser Lokalblättchen zeigt sich auch hier als kreativer Vorreiter, bringt unter anderem einen Artikel über den Gründer einer Partnerbörse für Mollige und Anzeigen von Bekleidungsgeschäften, in denen "Frauen mit mehr Figur" etwas Passendes finden.

 Mich erinnert das an einen meiner Lieblingsfilme: Hairspray. In diesem Film gibt es ein Bekleidungsgeschäft namens "Hefty's Hideaway", in dem die Heldin, ein molliges Mädchen, und ihre Mutter tolle Klamotten finden. Der Eigentümer des Ladens gibt dem Mädchen einen Werbevertrag und hilft ihr auf diese Weise, eine Lokalberühmtheit zu werden. In der übrigen Laufzeit des Films tanzt die Heldin, allein Widerständen durch spindeldürre Feindinnen zum Trotz, erst in die Arme ihres Traummannes und dann zum Sieg im Tanzwettbewerb.

Let's dance!

2 Kommentare:

Ray Gratzner hat gesagt…

Liebe Große Vorsitzende,

ich bin für toleranten Umgang, egal ob Dick oder Dünn, schwarz oder weiß, Mann oder Frau.

Ich denke auch für dicke Menschen ist es wichtig sich lieb zu haben, unabhängig davon, wie andere Menschen sie sehen.
Engagierter Post danke.
Liebe Grüße Rainer

Die Große Vorsitzende hat gesagt…

Stimmt, Ray,

was immer man sonst tut: Sich selbst zu akzeptieren und zu mögen ist der Ausgangspunkt.

LG